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Informationen zur Lichttherapie
Lichttherapie ist heute als Mittel der Wahl bei einer Winterdepression (SAD) weithin anerkannt. Dazu kommt, dass ein Großteil der Patienten diese Therapieform aufgrund der nur sehr geringen unerwünschten Wirkungen einer medikamentösen Behandlung vorzieht. Die Wirksamkeit ist zu jeder Tageszeit höher als der Plazeboeffekt. Das Einsatzgebiet der Lichttherapie ist nicht nur auf die SAD beschränkt. Nachfolgend daher ein kurzer Überblick:
Jeder Mensch hat die Erfahrung gemacht, wie schön und vitalisierend ein Sommertag sein kann. Man fühlt sich frisch und ausgeruht, vital und unternehmungslustig.
In den Tropen steht der "Rohstoff Licht" ganzjährig in ausreichender Dauer und Intensität zur Verfügung. In unseren Breitengraden beherrschen uns jedoch ein relativ langer und trüber Herbst und Winter. Darüber hinaus leben und arbeiten wir in Arbeitsbereichen, die mit einer Lichtstärke von ca. 500 Lux ausgestattet sind. Notwendig erscheint eine Tagesdosis von ca. 10000 Lux und so kann es kaum wundern, dass in der dunklen Jahreszeit Millionen von Menschen an regelmäßig wiederkehrenden Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen leiden.
Vielen Menschen fühlen sich am schlechtesten, wenn die Tage am kürzesten sind, was auch die unten stehende Grafik verdeutlicht.
Was bewirkt Licht?
Licht ist einer der stärksten Außenreize auf dem Körper und wird über die Augen, die Sehnerven in die zentrale Sehrinde weitergeleitet. Darüber wird auch die so genannte "innere Uhr" des Körpers beeinflusst und andere Hirnstrukturen zur rhythmischen Ausschüttung chemischer Botenstoffe (Neurotransmitter) veranlasst. Dies sind vor allem das schlaffördernde Hormon Melatonin einerseits und seine Gegenspieler Serotonin und Noradrenalin als "Wach- und gute Laune-Hormon" andererseits (s.a. ausführlicher auf der letzten Seite). Licht reduziert das Melatonin und stimuliert die Serotonin- und Noradrenalin-ausschüttung.
Welche Lichtart und -menge ist anzustreben?
Angestrebt und sinnvoll erscheint eine Tageslichtmenge von 10.000 Lux. Bei entsprechend starker Intensität der Lichttherapieeinrichtung kann diese Lichtmenge in ca. einer halben Stunde erreicht werden.
Der ultraviolette Anteil des Lichtes wird dabei herausgefiltert, um negative Effekte im Sinne von Hautalterung (UVA) und die Entstehung von Hauttumoren (UVB) zu vermeiden. Auch Infrarotstrahlen werden bei qualitativ hochwertigen Lichttherapiegeräten weitest möglich ausgeschaltet, was der Entwicklung eines grauen Stars vorbeugen soll.
Welche Krankheiten werden mit Lichttherapie behandelt?
Saisonale Depression (SAD)
Die landläufig als Winterdepression bezeichnete SAD ist die wohl klassische Indikation für die Lichttherapie. Ca. 10 bis 20 % der Bevölkerung in Mittel- und Nordeuropa leiden an dieser Erkrankung, wobei sich depressive Schübe regelmäßig wiederholen und eine deutliche Häufung zwischen Oktober und März zeigen. Die klassischen Symptome sind dabei:
o Antriebslosigkeit
o Gedrückte Stimmung
o Vermehrtes Schlafbedürfnis
o Gewichtszunahme u. a. m.
Eine mildere Verlaufsform mit allgemeinen Befindlichkeitsstörungen wird subsyndromale SAD genannt.
Störungen des Schlaf-Wachrhythmus
Schichtarbeiter, aber auch so genannte "Nachteulen" sowie "Frühaufsteher" leiden häufig, trotz ausreichender Schlafzeit, subjektiv an Müdigkeit, fühlen sich unausgeschlafen, werden entweder erst spät aktiv oder ermüden sehr früh und haben häufig einen völlig verschobenen Tag-Nacht-Rhythmus (circadianen Rhythmus).
Auch Reisende zwischen den Zeitzonen leiden unter der Zeitverschiebung (Jet-lag) und müssen dennoch oft im Geschäftsleben sofort wieder voll einsatzbereit sein.
Bei diesen typischen Störungen des Schlaf-Wachrhythmus kommt es kurzfristig zu Leistungsverlust und Konzentrationsmangel, langfristig jedoch auch zu zunehmender Aggressivität und psychosomatischen Störungen wie Verdauungsbeschwerden oder Magen-problemen.
Prämenstruale Depression
Über die Hälfte aller Frauen über 30 Jahren klagen ca. 1 Woche vor Beginn ihrer Periode über erhebliche physische und psychische Beschwerden. Beschreibungen wie Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Schwunglosigkeit, Schmerzen verschiedenster Art und mangelnde Belastbarkeit charakterisieren diesen Symptomkomplex. Die Beeinträchtigung ist für die betroffenen Frauen oft sehr stark. Trotzdem gehen nur relativ wenige Frauen zum Arzt, da der Glauben vorherrscht, das dies "nun einmal zum Frau sein gehöre". Auch hier kann Lichttherapie lindernd eingreifen.
Wie wird die Lichttherapie durchgeführt?
Bei der in unserer Praxis verwendeten Lichttherapieeinrichtung wird in einem Abstand des Patienten zum Gerät von 60 - 80 cm eine ideale Ausleuchtung der Retina erreicht und in einer halben Stunde eine Lichtmenge von 10.000 Lux über die Augen wahrgenommen. Je nachdem zu welcher Tageszeit man den Behandlungsakzent setzen und damit die Wachphase erreichen möchte wird die Behandlung vormittags oder zum Abend hin durchgeführt. Dies findet vor allem bei einer Verschiebung des circadianen Rhythmus eine besondere Beachtung.
Was kostet die Lichttherapie und wie oft muss man sie durchführen?
Die Lichttherapie ist grundsätzlich keine Kassenleistung und muss daher, wenn diese Therapie von Ihnen gewünscht wird, privat bezahlt werden.
Die Dauer der Behandlung beträgt eine ½ Stunde. Von einmal wöchentlich bis täglich, je nach Schweregrad der Symptome. Im Mittel etwa 3 Mal wöchentlich. Bereits nach drei bis sieben Behandlungen sollte eine merklich Besserung eintreten. Auch nach Abklingen der Symptome kann die Lichttherapie nach einer ca. 2-wöchigen Pause (kommen die Beschwerden wieder? - besonders bei der SAD) weiter angewendet werden.
Sinnvoll erscheint zu Beginn (und zum Ausprobieren) eine Behandlung von mindestens 10 Sitzungen, von denen Sie in die Einzelsitzung (je 30 Min.) 10,- € investieren müssten.
Warum Lichttherapien funktionieren
Helligkeit setzt Hormone frei und beeinflusst so Stresszustände. Licht regt die Ausschüttung von Hormonen aus den Nebennieren an, die den Stoffwechsel und die Reaktion des Körpers auf Stress regulieren. Das haben japanische Forscher entdeckt und damit eine mögliche Erklärung für die positive Wirkung der Lichttherapie auf die Gesundheit gefunden. Lichttherapien werden bei verschiedenen gesundheitlichen Problemen wie Depressionen oder Schlafstörungen angewendet. Die Forscher untersuchten in ihrer Studie den Effekt von Licht auf den Körper von Mäusen. Die Belichtung löste in deren Nebennieren eine Kaskade von Genaktivitäten und in weiterer Folge die gesteigerte Ausschüttung so genannter Glucocorticoide aus.
Diese Hormone sind unter anderem wichtig für Reaktionen des Immunsystems auf Entzündungen oder die Steuerung des Tagesrhythmus verschiedener Organe.
Der Lichteffekt kam dabei indirekt über eine Beeinflussung einer bestimmten Region im Hypothalamus zustande, die als Sitz der inneren Uhr gilt und damit für den Tages-Rhythmus vieler biologischer Prozesse zuständig ist. Als die Forscher diese auch SCN (Suprachiasmatischer Nucleus) genannte Hirnregion abtrennten, übte die Belichtung keinen Effekt mehr auf die Nebennieren aus.
Für die physiologischen Veränderungen, die Licht im Gehirn oder im restlichen Körper bewirkt, könnte gerade die Freisetzung von Glucocorticoiden aus den Nebennieren eine Schlüsselrolle spielen (Okamura). Diese Hormone sind wichtig für viele verschiedene Vorgänge im Körper, darunter auch für die Regulierung der Tagesrhythmik der Organe. Indem Licht die Freisetzung von Glucocorticoiden auslöst, könnten die Organe in ihrem Rhythmus auf den Hell-Dunkel-Zyklus in der Umwelt abgestimmt werden.
Damit lässt sich möglicherweise auch die positive Wirkung der Lichttherapie auf jahreszeitlich bedingte Depressionen erklären, meinen Wissenschaftler: Sofern derselbe lichtinduzierte Signalweg wie bei Mäusen auch im menschlichen Körper existiert, könnte die Hormonfreisetzung die tageszeitliche Rhythmik der Organe synchronisieren. Zudem komme dadurch vielleicht auch der therapeutische Effekt von Licht bei anderen Störungen wie schweren Depressionen oder manisch-depressiven Erkrankungen zustande - Störungen, die nicht von vornherein mit der inneren Uhr in Verbindung gebracht werden.
Hitoshi Okamura (Universität in Kobe) et al.: Cell Metabolism (2007, Bd. 2, S. 297)
Wer kann von Lichttherapie profitieren?
Kontrollierte Studien:
- Mittel der Wahl bei SAD und subsyndromaler SAD
- SAD bei Heranwachsenden und Kindern
- Bulimie
- nichtsaisonale Major Depression
- prämenstruale Depression
- Depression in Schwangerschaft und post partum
- bipolare Störungen
- chronische Depression (> 2 Jahre Dauer)
- Depression nach Schlaganfall
- Verhaltens- und Schlafstörungen im Alter sowie bei Alzheimer-Erkrankung
- chronobiologische Schlafstörungen
- verfrühter oder verspäteter Nachtschlaf
- Schichtarbeit
- Jetlag
- blinde Menschen mit erhaltener Lichtwahrnehmung
Vorläufige Studien
- Morbus-Parkinson-Patienten
- gestörte Schlaf-Wach-Zyklen nach Schleudertrauma
- Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung
- nach Schleudertrauma
- postoperative Schlafstörungen bei Herzerkrankungen
(aus: Psychiatrie 1,2008; Anna Wirz-Justice und Jürgen Staedt)
Nebenwirkungen
Eine Kontraindikation besteht nur bei akuten Erkrankungen der Netzhaut. Vorsicht ist geboten bei bekannten Erkrankungen der Retina und Macula, Entzündungen der Regenbogenhaut und des Glaskörpers, des Sehnervs, bei grünem und grauem Star. Dort sollte eine regelmäßige Kontrolle durch den Augenarzt erfolgen. Ebenso ist Vorsicht geboten bei einigen Medikamenten, die die Lichtempfindlichkeit der Netzhaut erhöhen, z.B. Lithium. Die Therapie ist relativ nebenwirkungsarm, gelegentlich klagen Patienten über leichte Augenreizungen, Kopfschmerzen, trockene Haut und eine Antriebssteigerung, die wenige Stunden nach Beendigung der Lichttherapie aber von alleine verschwinden. Durch langsames Steigern der Lichtdosis können die Symptome vermieden werden. Im Gegensatz zu den meisten Medikamenten wirkt die Lichttherapie bereits innerhalb von 5-7 Tagen. Spricht ein Patient nicht innerhalb einer Dauer von 2-3 Wochen an, ist diese Therapieform wahrscheinlich für ihn nicht lohnend.